Im Callcenter arbeiten: Nebenjobs für Studierende, die sich lohnen - DER SPIEGEL

2022-10-22 18:37:42 By : Mr. David Du

Telefonieren ist Kern des Jobs im Callcenter (Symbolbild)

Viele Studierende in Deutschland arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren. Cafés und Restaurants, Coronatestzentren, lokale Unternehmen: Potenzielle Arbeitgeber:innen gibt es einige. Doch welcher Nebenjob lohnt sich auch finanziell? Und was muss man dafür mitbringen? In der Reihe »Nebenjobs, die sich lohnen« gehen wir diesen Fragen nach.

Wir stellen fünf Nebenjobs vor, mit denen Studierende gutes Geld verdienen können, aber auch wertvolle Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben sammeln. Grundlage ist eine Auswertung des Jobvermittlers »Jobvalley  « aus dem Jahr 2021, für die mehr als 620.000 Jobausschreibungen analysiert wurden. Alle fünf Beispiele der Reihe gehören laut der Auswertung zu den Top 10 der durchschnittlich am besten bezahlten Jobs für Studierende.

Ein Job im Callcenter kommt für Studierende aller Studienfächer infrage, besonderes Vorwissen braucht man nicht. Dafür lernt man einiges über Kommunikation. Das ist auch für Jasons Studium hilfreich. Der 27-Jährige studiert im Master Soziologie und hat vor Kurzem seine Abschlussarbeit abgegeben. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er nebenbei im Callcenter einer Firma, die für andere Unternehmen den Kundenservice übernimmt.

Hier erzählt Jason, wie viel er verdient, welche Kompetenzen man mitbringen muss und warum aus seinem Nebenjob bald sogar eine Vollzeitstelle wird.

Für die Arbeit im Callcenter braucht man in der Regel keine besonderen fachlichen Qualifikationen. Man kann also mit verschiedenen Studienfächern und auch schon im ersten Semester dort einsteigen. Arbeitserfahrung muss man meist nicht nachweisen.

Laut »Jobvalley Â«-Auswertung liegt der durchschnittliche Stundenlohn für Nebenjobs im Callcenter bei 12,02 Euro. Manche Arbeitgeber:innen zahlen demnach sogar bis zu 14,50 Euro pro Stunde.

»Während der Pandemie verlor ich meine Werkstudierenden-Stelle in der Marktforschung. Also hörte ich mich bei Freunden nach anderen Jobs um. Einer erzählte mir von der Arbeit im Callcenter. Da ich vor allem Geld brauchte, beschloss ich, mich zu bewerben – 15 Euro Stundenlohn ist für einen Studierendenjob echt viel.

Wichtig war mir auch, dass der Job flexibel ist. In den vergangenen Monaten habe ich an meiner Masterarbeit geschrieben und deswegen nur zwölf Stunden pro Woche im Callcenter gearbeitet. Im Semester davor waren es noch bis zu 20 Stunden. Was super ist: Wenn ich es rechtzeitig ankündige, kann ich im Homeoffice arbeiten. Ich gehe aber auch gern ins Büro. Anders als man es sich vielleicht vorstellt, reden dort nicht alle durcheinander.«

»Im Callcenter telefoniert man viel, das ist ja Kern des Jobs. Ob ich selbst anrufe oder die Kunden bei mir, hängt vom jeweiligen Auftrag ab. Anfangs rief ich Handwerksbetriebe an und fragte, ob sie den neuen Katalog einer Firma haben wollten. Die meistens kannten die Firma und freuten sich über den Anruf. Gerade kümmere ich mich um ein Kinderhilfswerk: Ich erkundige mich bei Spendern, ob sie sich auch für andere Projekte interessieren. Manchmal betreue ich auch Hotlines, dann melden sich die Anrufer bei mir und ich berate sie bei Problemen.

Mit dem Aufdrängen von Verträgen oder Produkten hat mein Job aber nichts zu tun – ich könnte das wahrscheinlich auch gar nicht. Trotzdem muss man sehr geduldig sein. Auch wenn es eher selten vorkommt: Manchmal sind die Menschen frustriert und brüllen ins Telefon. Da hilft es nicht, zurück zu brüllen. Ich bleibe also ruhig und versuche, bestmöglich zu helfen. Gelegentlich passiert es auch, dass jemand auflegt. Mich ärgert das nicht – schließlich hat jeder mal schlechte Laune, und mit mir persönlich hat das ja nichts zu tun.

Anfangs war es ungewohnt für mich, mit fremden Menschen zu telefonieren. Im Alltag tut man das ja nicht so häufig. Mittlerweile macht mir das aber nichts mehr aus. Außerdem gibt es auf der Arbeit viele Fortbildungen. So lernen wir etwa, wie man am besten mit Menschen kommuniziert – etwa, indem man auf ihre Probleme eingeht. Außerdem gibt es auch Arbeit abseits des Telefons: Für das Kinderhilfswerk betreue ich zum Beispiel auch eine Datenbank, beantworte Mails oder kümmere mich um Kündigungen von Spendern.«

Wer in einem Bereich arbeiten möchte, der mit dem Studium verwandt ist, kann das über eine sogenannte Werkstudentenstelle tun. Viele Unternehmen veröffentlichen auf ihrer Website entsprechende Jobangebote. Fündig wird man auch auf Jobportalen wie Stepstone  oder Monster .

Auch über Aushilfs- und Minijobs kann man Geld verdienen, etwa in der Gastronomie oder im Einzelhandel. Stellen findet man etwa über Jobportale, Aushänge im Supermarkt oder das Schwarze Brett der Uni. Tipp: Kommiliton:innen oder Mitbewohner:innen fragen.

Wer nur hin und wieder arbeiten möchte, findet auf Plattformen wie Jobmensa , Zenjob  oder Studentjob  flexible Aushilfsjobs. Dann arbeitet man etwa einmal für einige Stunden als Nikolaus – und beim nächsten Mal an der Kasse eines Supermarkts.

Wichtig: Während des Semesters darf man in der Regel nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten. Weitere Informationen rund um Nebenjobs im Studium gibt es hier.

»Mit meinem Studium hat mein Nebenjob aus fachlicher Perspektive nichts zu tun. Aber Kommunikation ist im Alltag und an der Uni wichtig. Ich habe im Callcenter gelernt, wie man mit Menschen redet – das ist auch für Referate oder Diskussionen in Seminaren nützlich. Außerdem hat man als Soziologe viel mit Menschen zu tun, genauso wie in meinem Nebenjob.

Gerade habe ich meine Masterarbeit beendet. Nach meinem Abschluss werde ich weiter hier im Callcenter arbeiten. Mir wurde ein Job angeboten und ich werde ihn annehmen. Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr nett, der Job ist abwechslungsreich und ich habe gute Aufstiegschancen, könnte später etwa als Projektkoordinator arbeiten.«

Telefonieren ist Kern des Jobs im Callcenter (Symbolbild)

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